· 

Früchte ernten wir nicht an dem Tag, an dem wir sie sähen

Früchte erntet man nicht am Tag, an dem man sie säht.

 

Ich sitze gerade in einem City Appartement in San José, Hauptstadt Costa Ricas. Hier kommen immer so viele Erinnerungen in mir hoch. Das erste Mal war ich in diesem Appartement vor zwei Jahren an meinem 32. Geburtstag. Damals habe ich zwei Wochen hier verbracht, nachdem ich 3 Monate lang durch Costa Rica gereist bin - eine der spannendsten und transformierendsten Reisen meines Lebens.

 

Ich wollte damals eigentlich nur zwei Nächte in der Hauptstadt bleiben. Aber an dem Tag an dem ich angekommen bin, habe ich schon gefühlt, die richtige Entscheidung wird sein, die letzten zwei Wochen meines Costa Rica Aufenthalts hier zu bleiben. In einem sauberen Appartement in der Stadt, anstatt wie geplant noch weiter durch den Dschungel zu ziehen und neue Abenteuer zu erleben. Ich habe einfach ganz stark gefühlt, dass ich diese Zeit brauche um das Erlebte zu verarbeiten und zu reflektieren. In dieser Zeit habe ich angefangen, alle meine Erlebnisse aufzuschreiben. Erstmal nur für mich. Und die Zeit um das Erlebte zu integrieren, war rückblickend wahrscheinlich mindestens genauso wertvoll wie die Abenteuer selbst.

 

Ich habe die Notizen dann mit nach Hause genommen und erstmal ruhen lassen. Nur meiner Familie und einigen ausgewählten Freunden habe ich sie zum Lesen gegeben.

 

18 Monate später, im November 2023 war ich wieder in genau dem gleichen City Appartement in San José, als ich auf der Durchreise war nach Pavones. Dort habe ich meine 3-monatige Reise damals gestartet und meine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin gemacht. Nun fahre ich wieder dorthin, aber diesmal um als Assistenz-Lehrerin die Ausbildung zu begleiten. Rückblickend ist das total verrückt, was in eineinhalb Jahren alles passieren kann. 

 

Nun war ich wieder in dem gleichen Appartement und beschäftigte mich wieder mit meinen Aufzeichnungen und plötzlich war da der Impuls, sie zu veröffentlichen. Alle, die meine Notizen bisher gelesen haben, motivierten mich dazu, diese als Buch zu veröffentlichen. Das ging dann ganz schnell. Nach einiger Recherche war ich mir sicher, das ewige Suchen nach dem richtigen Verlag ist nichts für mich und da wir ja in einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten leben, habe ich mich schnell dazu entschlossen das Ganze mit einem Selbstverlag zu verwirklichen. Das Manuskript war fertig. Ich lud es auf die Website hoch und musste noch einige Formalitäten erledigen. Dann klickte ich auf „Weiter“ und plötzlich stand da: „Vielen Dank, sie haben erfolgreich Ihren Vertrag mit uns abgeschlossen, Ihr Buch wird in Kürze erhältlich sein.“

Das ging mir jetzt ein bisschen zu schnell. Irgendwie dachte ich, ich hätte noch etwas Zeit mir das alles nochmal durch den Kopf gehen zu lassen. Aber  Pustekuchen. Und Zeit zum Nachdenken hatte ich sowieso nicht, denn am nächsten Tag hieß es ja um 5:30 aufzubrechen um weiter nach Pavones zu fahren um dort als Yoga-Lehrerin die nächsten 3 Wochen zu verbringen.

 

Wie das so ist mit einem selbstverlegten Buch: Das gibt es dann zwar zu kaufen, aber solange keiner davon weiß, wird es auch keiner kaufen. Lange habe ich gezögert. Wer soll sich denn bitte für meine Erlebnisse interessieren? Ist das nicht wieder totale Selbstdarstellung? Aber was mich immer am meisten inspiriert bei anderen Menschen: Wenn sie ihre Geschichten teilen, und zwar ohne den Lesern dabei vorzuschreiben, wie sie sich verhalten sollen. Und ich habe mir in den Erzählungen ja größte Mühe gegeben, wirklich alles nur so darzustellen, wie ich es eben erlebt habe.

Ich konnte ja nichts verlieren. Also setzte ich mich an meinem freien Tag an den Rechner und verfasste einen Newsletter und einen Social Media Post.

 

Und was dann passiert ist war völlig überwältigend. Niemals habe ich damit gerechnet, so viel Feedback zu bekommen. Und interessanterweise kaum von den Menschen, die eben in meinem Newsletter-verteiler waren, sondern vor allem von Menschen, mit denen ich schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Verwandte, alte Freunde und Bekannte und auch Menschen, die ich noch gar nicht kannte. Jeder einzelne spricht mich auf eine unterschiedliche Stelle im Buch an, was einfach deutlich aufzeigt, dass jeder Leser und jede Leserin sich durch die Geschichte selbst spiegelt und somit genau mit dem in Resonanz geht, was eben gerade im eigenen Leben aktuell ist.

 

Bisher habe ich 2 Buchpräsentationen halten dürfen und jetzt gerade bereite ich mich ja auf mein kommendes Aerial und Yoga Retreat vor, das nächste Woche in Montezuma stattfindet. Das ist ja auch ein Ergebnis meiner Reise und Neugier von vor zwei Jahren.

 

Und so kommt es, dass ich diesmal auch wieder in dem selben City Appartement in San José bin. Es ist drei Uhr morgens und ich bin hellwach. Acht Stunden Zeitunterschied steckt man eben nicht einfach so easy weg. Und wieder folge ich meinem Impuls. Ich setze mich an den Laptop und schreibe. Und so findet dieses Projekt meines Blogs endlich mal einen Anfang. Wenn es allein als Inspiration dazu dient, dass auch andere ihren Wünschen folgen, und anfangen zu schreiben, zu reisen oder ihren Impulsen aus dem Bauch heraus zu folgen.


 

Und was ich daraus für mich lerne: Ideen müssen reifen. Der Tag an dem wir die Idee haben, wird nicht der Tag sein, an dem wir das Ergebnis sehen. Wir dürfen eben erstmal einen Samen setzen, ihn dann pflegen und im Zeit zum Reifen geben, bis erstmal ein kleines Pflänzchen zu sehen ist. Und irgendwann entsteht daraus dann mit viel Zeit, Geduld und Fürsorge eine Frucht, die wir ernten können.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0